6. Großglockner Ultra Trail (GGUT)

Meine 57 Km beim Großglocknertrail v. Wilfried Weiß.

Für diesen Lauf hatte ich mich im letzten Jahr schon angemeldet. Aber aus bekannten Gründen war das letzte Jahr auch lauftechnisch nicht so toll. Egal, in diesem Jahr habe ich mir gesagt, dass ein 'did Not Start' nicht noch einmal drinsitzt. Auch wenn alle als Trainingsläufe geplanten Wettkämpfe abgesagt wurden. Eine Einschränkung habe ich dennoch gemacht, bei der Wettkampfdistanz habe ich mich auf die 57 km Strecke anstatt der geplanten 84 km umgemeldet.

Die erste Wanderung/Probelauf ist leider etwas aus der Spur geraten. Es standen nachher 25 km und ca. 1.500 Hm auf der Uhr. Ob das gut war…? Den Tag vor dem Lauf habe ich nur noch die Startunterlagen abgeholt und ansonsten die Beine hochgelegt.

Mit dem Bus ging es dann früh morgens von Kaprun aus zum Start nach Kals am Großglockner. Da Wetterbedingt die 110 km Strecke an die 84 km Strecke angeglichen wurde, sahen wir noch einige der Läufer durch unseren Startbereich laufen bevor auch wir um 7:00 Uhr auf die Strecke geschickt wurden. Aus Kals hinaus geht es auf der alten Glocknerstraße fast sofort bergauf zum Lucknerhaus mit genialem, teilweise bewölktem, Blick auf den Großglockner. Doch das sollte erst der Einstieg sein. Jetzt ging es körperlich sehr herausfordernd steil bergauf zum Dach des GGT 55 auf die Pfortscharte (2.838 m). Dann bergab zur Salmhütte, und weiter auf schmalen feinen Singletrails zur Stockerscharte (2.465 m). Von hier ging es technisch fordernd bergab über die Staumauer Stausee Margaritze, hinauf zum Glocknerhaus (der zweiten Verpflegungsstelle) am Ende über ein Schneefeld zur unteren Pfandlscharte (2.663 m). Ab hier ging es dann auch mal wieder bergab. Aber wie! Über ein ca. 500 m langes und sehr glattes Schneefeld in einen langen Downhill hinab zur Trauneralm. Von dort ging es nun erstmal ein ganzes Stück flach bis nach Ferleiten und dann leichtfallend auf Trails bis nach Fusch an der Großglocknerstraße. Hier war auch die letzte Verpflegungsstelle vorm Ziel.

Kurz nach dem VP nahm das Unheil seinen Lauf. Der Himmel bezog sich Grau bis Schwarz und in der Ferne war schon kräftiges Grollen des herannahenden Gewitters zu hören. Es begannen dann auch schon die ersten Tropfen zu fallen. Jetzt begann auch die letzte Steigung vor dem Ziel. Ca. 700 Hm auf etwa 7 Km Strecke. Bei Dauerregen mit Blitz und Donner. Die Trails wurden zu schlammigen Bächen. Laufen konnte man das nicht mehr nennen. Es war eher ein langsames Voranschleppen. Mit Stockeinsatz. Nach einer geschätzten Ewigkeit war ich dann auch oben auf dem Scheitel. Als wenn es die Strecke ein bisschen gut machen wollte, durften wir auch mal wieder auf einer breiten geschotterten Forststraße laufen. Wobei Laufen ernst gemeint ist. Irgendwie konnte und wollte ich laufen. Allmählich kam mir der Weg bekannt vor. Meine Frau und ich waren vor 3 Jahren schonmal auf Wanderurlaub hier. Daher wusste ich in etwa was mich erwartet. Ein ca. 4 km langer Single Trail mit heftigem Gefälle der zum großen Teil einer Schlammpiste ähnelte. Rechts ging es heftig hinunter zu einem wild sprudelnden Bergbach und links gings steil hoch in den Wald. Ausrutschen oder den Halt verlieren stand hier nicht zur Debatte, also Tempo rausnehmen. Ich hätte das Schild fast übersehen als ich aus dem Wald herauskam: „1 KM to go“. Das Tempo steigerte sich auf irre 5 min/km durch Pfützen und kleine Bäche, die über die Straße liefen. Zuschauer wären schön gewesen, aber das konnte man keinem zumuten bei dem Dreckswetter draußen zu stehen. Egal. Durch den alten Eisenbahntunnel und durchs Ziel. 13:39:31 h standen jetzt auf der Uhr. Corona bedingt bekam man die Medaille in die Hand. Yes, die erste Finisher-Medaille seit 1,5 Jahren!